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1. Das Deutsche Reich - S. 156

1905 - Berlin : Mittler
156 — fahrt von Deutschland nach New York, die bis dahin über 12 Tage in Anspruch nahm, wurde nunmehr in 8 bis 9 Tagen ausgeführt. Das Jahr 1885 brachte einen für die Weiter- entwicklung des Norddeutschen Lloyd höchst wichtigen Vertrag mit dem Deutschen Reiche, auf Grund dessen von der Ge- sellschaft Postdampferlinien nach Ostasien und Australien ein- gerichtet und unterhalten wurden. Von Bedeutung für die Förderung des deutschen Schiffsbaues war diejenige Be- stimmung des Vertrages, welche forderte, daß die neuen Dampfer auf deutschen Werften gebaut sein mußten. Im Sommer 1886 kamen die Reichspostdampferlinien mit drei großen, von dem Stettiner »Vulkan« gelieferten Dampfern (»Preußen«, »Bayern« und »Sachsen«) zur Eröffnung. Die Hauptlinie nach China erhielt Anschlußlinien nach Japan und Korea, die australische Hauptlinie wurde mit Anschlußlinien nach den Samoa- und Tonjainseln versehen. Gleichzeitig kam auch die Zweiglinie Triest—brindisi—alexandrien in Betrieb. Zehn Jahre später richtete auch die Hamburg-Amerika-Linie, für die mit der Einstellung von Doppelschraubendampfern im Jahre 1889 die Zeit des grösten und schnellsten Aufschwungs begann, eine Linie nach Ostasien ein. Für ihre gewaltigen, herrlich ausgestatteten Postdampfer, mittels deren die Ge- sellschaft den Personen- und Warenverkehr in regelmäßigen Fahrten mit den fremden Weltteilen unterhielt, und die von den Passagieren ihrer außerordentlichen Bequemlichkeit wegen gern benutzt wurden, erhielt sie eine Subvention des Deutschen Reiches. Anfang der 90er Jahre folgte der Norddeutsche Lloyd mit der Einstellung von Doppelschraubendampfern nach und richtete außerdem 2 neue Linien Genua—new York und Bremen—new York ein. Letztere, hauptsächlich für den Frachtverkehr bestimmt, erhielt den Namen Rolandshnie. Als jüngstes Ereignis in der Geschichte der beiden Reederei- gesellschaften mag die Einstellung von modernen Riesenschnell- dampfern in den transozeanischen Verkehr erwähnt werden. Der Norddeutsche Lloyd machte darin mit dem Dampfer »Kaiser Wilhelm der Große«, der im Mai 1897 vom Stapel lief, den Anfang. Als dritten und größten stellte er im vorigen Jahre »Kaiser Wilhelm Ii.« in die Fahrt. Der größte Riesenschnelldampfer der Hamburg-Amerika- Linie ist die am 10. Januar 1900 in Betrieb gestellte »Deutsch- land«.

2. Das Deutsche Reich - S. 157

1905 - Berlin : Mittler
— 157 3. Die Weltpost. a. Wie hat sich die Weltpost entwickelt? Das 19. Jahrhundert, das Zeitalter des Dampfes und der Elektrizität, hat auf dem Gebiete des nationalen und internationalen Völker- imd Güter- verkehrs gewaltige Umwälzungen geschaffen. Mit der Gründung des Weltpostvereins im Jahre 1874 tat die Post jenen kühnen Schritt, der eine vollständige Neugestaltung dieses Verkehrsmittels im Gefolge hatte. Wie notwendig gerade auf diesem Gebiete das Eingreifen einer schöpferischen Hand war, davon überzeugt uns ein Blick in die postalischen Verhältnisse Deutschlands um die Mitte des 19. Jahrhunderts, noch mehr aber die Be- trachtung des internationalen Postverkehrs aus jener Zeit. Deutschland war damals geradezu der Schauplatz postalischer Ver- wirrung. Kein Wimder, da jeder deutsche Kleinstaat seine eigene Post hatte. Mehrere Staaten bemühten sich sogar, in den Zentren des inter- nationalen Verkehrs, wie in Hamburg, Lübeck und Bremen, den Post- verkehr an sich zu ziehen, ohne Rücksicht auf die Bequemlichkeit für das Publikum. Hamburg bot in dieser Hinsicht ein geradezu kurioses Bild. Wer dort seine Postsachen schnell und sicher befördert haben wollte, mußte »Briefe für Sachsen und einige mitteldeutsche Herzogtümer zur preußischen Post, Briefe für Braunschweig zur hannoverschen Post, solche ñü Olden- burg, Bremen und Lübeck zur Hamburger Stadtpost, Briefe nach dem nahen Lauenburg zur dänischen, Briefe nach der einen Hälfte Österreichs zur preußischen, nach der andern Hälfte zur Turn- und Taxischen Post %eben.« *) Dieses Beispiel mag genügen, um ein Bild von der Verworrenheit der deutsch-inländischen Postverhältnisse zu geben. Nicht minder schwierig waren die postahschen Beziehungen zum Auslande. Von Einheitlichkeit in den Porto- und Gewichtssätzen, von Schnelligkeit und Sicherheit in der Beförderung der Briefe konnte kaum die Bede sein. Besonders hemmend für den Auslandsverkehr erwiesen sich die hohen Portosätze, zahlte man doch für einen Brief aus Deutschland nach Eom 48 oder 68 oder 85 oder sogar 90 Pfennig, je nachdem er seinen Weg durch Österreich, durch die Schweiz, über Frankreich oder zu Wasser über Genua nahm. Im Jahre 1860 zahlte man für einen Brief von Berlin nach Edinburg 1 Mark, während er heute nach der Weltposttaxe nur 20 Pfennig kostet. Als der eigentliche Begründer der Weltpost verdient der Generalpostmeister des Deutschen Reiches v. Stephan genannt zu werden, der die Bedürfnisse des internationalen Verkehrs- lebens klar erkannte und eifrig bestrebt war, die Kulturstaaten der Erde zu einer großen Postverkehrsgemeinschaft zusammen- zufügen. Dieses Verkehrsideal des hochverdienten Staatssekre- tärs wurde auf dem ersten internationalen Postkongreß zu Bern im Jahre 1874 durch Abschluß des Weltpostvertrages und Gründung des Weltpostvereins in die Wirklichkeit um- gesetzt. *) Jung, Weltpostverein. i

3. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 44

1908 - Berlin : Süsserott
— 44 — 824 Mill. M. Hauptgegenstände derselben waren Steinkohle, Wollen- und Baumwollengarne, Rohwolle, Gold, Heringe, Silber, Kautschuk, Felle, Eisen und Eisenwaren. — Deutschland führte Waren im Werte von 1067 Mill. M nach Großbritannien ein und zwar haupt- sächlich Zucker, Eisenwaren, Kleider, Seiden- und Wollwaren, Bilder, Strumpfwaren, Spielzeug, Anilin- und andere Farbwaren, Papier, Holz, Baumwollwaren, Maschinen, Lederwaren, Klaviere, Porzellanwaren, Kalisalze usw. Damit ist dieses Reich Deutschlands bester Kunde, wie wir anderseits ebenfalls zu seinen größten Ab- nehmern zählen. (Warum ist dieser Umstand eine Friedensbürgschaft ?) C. Das britische Kolonialreich. Allgemeines. Die Briten haben sich als ein hervorragend seefahrendes Volk beizeiten in allen Erdteilen die von der Natur am reichsten aus- gestatteten Gebiete gesichert (Kolonialkämpfe gegen Holland—kap- land und Ostindien —, gegen Frankreich—canada) und die Wege zu denselben durch zahlreiche Stützpunkte an den großen Verkehrs- straßen in ihre Hand gebracht. So ist der britische Kolonialbesitz allmählich zur dreifachen Größe Europas angewachsen und Heimat für ein Viertel der ganzen Menschheit geworden. Er versorgt das Mutterland mit den wichtigsten Rohstoffen für jeden Industriezweig, gibt dem Kapital- und Menschenüberfluß desselben Gelegenheit zu lohnender Tätigkeit und bildet für den britischen Handel ein be- deutendes Absatzgebiet. Der Verwaltung nach unterscheidet man die Kolonien in: a) Kronkolonien (Regierung durch das Mutterland), b) Kolonien mit repräsentativer Verwaltung (die Krone hat das Einspruchsrecht gegen Gesetze und ernennt alle Beamten), c) Kolonien mit eigener Regierung (die Krone ernennt nur den Gouverneur). Trotz dieser teilweise sehr engen Verbindung mit Großbritannien gewinnen in neuester Zeit auch der deutsche und amerikanische Handel in den Kolonien sehr an Boden. Daher sind im Mutterlande lebhafte Stimmen für einen engeren handelspolitischen Zusammenschluß desselben mit den Kolonien (Greater Britain) in Form einer Zollunion mit Vorzugs- zöllen für Waren britischen Ursprungs sowie für einen Abschluß gegen- über den anderen Staaten laut geworden. Die Kolonien verhalten sich zu diesen Plänen allerdings fast durchweg ablehnend.

4. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 368

1913 - Leipzig : Hahn
368 Ich befand mich, so erzählt der spätere Konteradmiral Werner, als Flaggleutnant auf der „Gefion". Bei unserer Kreuztour kamen wir auch nach Rio de Janeiro und wurden, wie dies bei Besuch ausländischer Häfen durch Kriegsschiffe allgemein Sitte ist, von den Spitzen der Behörden zu Festlichkeiten eingeladen. Bei einem feierlichen Mittagessen hatte ich das Vergnügen, einen hohen, reich mit Orden geschmückten Regierungsbeamten als Tischnachbar zu bekommen, mit dem ich mich auf das angenehmste unterhielt. Plötzlich wurde meinem patriotischen Stolze ein bedeutender Dämpfer aufgesetzt, als jener im Laufe des Gespräches die Frage an mich richtete: „Sagen Sie einmal, verehrter Herr, liegt Preußen eigentlich in Hamburg?" Zuerst schaute ich ihn ganz verblüfft an; da ich aber bemerkte, daß er in vollem Ernste sprach und mir zugleich einfiel, daß man an brasilianische Regierungsbeamte nicht den Maßstab allgemeiner Bildung legen könne wie an deutsche, so erwiderte ich ebenso vertraulich: „Nun, nicht gerade darin, aber ganz nahe bei." Das Gespräch war damals für unsere deutschen Verhältnisse charakte- ristisch; Hamburg kannte man in Brasilien sehr gut, seine Schiffe erschienen häufig genug in den dortigen Häfen, und auch von Bremen wußte man etwas, aber von Preußen und dem übrigen Deutschland selbst in den ge- bildeten Kreisen wenig oder nichts; seine Handelsschiffe kamen damals nicht über das Mittelmeer hinaus. Wie hat sich das in den 50 Jahren geändert! Wo gibt es ein Land, und läge es im fernsten Winkel der Erde, in dem jetzt nicht die deutsche Flagge gekannt, geachtet und gefürchtet wäre? Dank unserer Flotte weiß man jetzt, daß Deutschland die Macht besitzt und gewillt ist, seine Flagge und seine Untertanen zu schützen und vor jeder Unbill zu bewahren. Mit dem Jahre 1864 fiel mit Holstein der Hafen von Kiel, der sicherste, geräumigste und tiefste der Ostsee, an Preußen, und nach und nach wurde auch der Kriegshafen am Jadebusen, den Preußen schon seit 1854 besaß, ausgebaut. Als Preußen auf den böhmischen Schlachtfeldern die Einigung Norddeutschlands errungen hatte, da brachte es dem Nord- deutschen Bunde eine Marine als Morgengabe mit, die bereits der dänischen überlegen war. Aber der neue Bund überzeugte sich bald, daß diese Macht noch lange nicht ausreichend war, um unsere Küsten gegen feindliche Landungen und Blockaden sowie unsern Seehandel genügend zu schützen, und beschloß daher, ungesäumt ihre Vergrößerung zu veranlassen. Als 1870 der ftanzösische Krieg ausbrach, durfte zwar die deutsche Marine den vierfach überlegenen Blockadeflotten Frankreichs nicht in offener See begegnen, aber sie verhinderte doch jede feindliche Landung und Brand- schatzung unserer Küstenstädte. Nach dem Frieden waren Wilhelmshaven und Kiel zur Aufnahme und Reparatur der großen Schiffe fertig geworden, und das Deutsche Reich, das die Marine übernahm, sorgte dafür, daß mit der Vergrößerung der Flotte energisch vorgegangen wurde.

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 371

1913 - Leipzig : Hahn
371 gesetzt waren, hatten sie ihre Faktoreien in das unabhängige Togoland verlegt, wo ihre Waren steuerfrei aus- und eingingen. Natürlich wurden die Engländer durch die Umgehung ihres Zollgebietes erheblich geschädigt, und sie hetzten daher die Häuptlinge im Togolande gegen die Deutschen auf. Gerade zur rechten Zeit erschien Dr. Nachtigal an Bord der „Möwe" und schloß am 5. Juli 1884 mit dem Könige von Togo ein Schutz- und Trutzbündnis ab. Zum erstenmal wurde auf afrikanischem Boden, an der Sklavenküste, die deutsche Kriegsflagge feierlich aufgezogen. Das nächste Ziel Nachtigals war Kamerun, wo Hamburger Kauf- leute Niederlassungen angelegt und ihren Handel zum bedeutendsten des ganzen Gebietes gestaltet hatten. Auch hier war es höchste Zeit, daß die „Möwe" anlangte und daß mit den Negern bindende Verträge abge- schlossen wurden. Denn jeden Augenblick erwartete man die Ankunft eines britischen Beamten, der die Schutzherrschaft seines Landes verkünden sollte. Tatsächlich traf ein solcher zwei Tage später als Nachtigal ein, freilich nur, um zu erfahren, daß er zu spät gekommen sei. Später, 1885, wurde die Süd- und Nordgrenze des neuen Schutzgebietes nach langen Verhandlungen mit Frankreich und England bestimmt und gleichzeitig ein zusammenhängender Küstenstreifen für Deutschland gewonnen. Weil die in Kamerun ansässigen Kaufleute ebensowenig wie die in Togo die Aus- übung der Oberhoheit und Verwaltung und die damit verbundenen Kosten übernehmen wollten, so erhielten beide Kolonien einen Kaiserlichen Gou- verneur und wurden Reichskolonien. An der Ostküste Afrikas, vornehmlich im Gebiet des Sultans von Sansibar, war der deutsche Handel seit den 40er Jahren ebenfalls der herrschende geworden und übertraf 1874, als der damalige Sultan sein Land vergeblich unter deutschen Schutz zu stellen suchte, den englischen Handel um das dreifache. Um ihn noch mehr zu sichern, trat Dr. Karl Peters, der Sohn eines Pfarrers aus Neuhaus in Hannover, im April 1884 mit mehreren gleichgesinnten Männern in Berlin zu einer Gesellschaft zusammen, die sich entschloß, als erste deutsche Gesellschaft praktische Kolonialpolitik zu treiben, noch ehe die Besitznahme Angra Pequenas erfolgt war. Sie bereitete in der Stille die Erwerbung Ost- afrikas vor, und Dr. Peters, Referendar Jühlke, Graf Pfeil und Kauf- mann Otto reisten unter falschen Namen nach Sansibar ab und drangen aus diese Weise unbehelligt ins Hinterland ein. Dort schlossen sie in überraschend kurzer Zeit mit den Beherrschern des Hinterlandes von Sansibar Verträge ab und gewannen so ein ausgedehntes Gebiet. Peters kehrte eilends nach Hause zurück und erhielt für seine Gesellschaft am 27. Februar 1885 einen kaiserlichen Schutzbrief, den ersten, den die deutsche Geschichte kennt. Doch auch in Ostafrika machte sich der feindliche Einfluß der Engländer geltend. Nachdem aber der Sultan durch den unerwarteten Anblick eines aus acht Kriegsschiffen bestehenden Geschwaders vor Sansibar die Macht des Deutschen Reichs fürchten gelernt hatte, erkannte er den kaiserlichen Schutzbrief an, räumte obendrein der Deutsch-afrikanischen Gesellschaft den sehr brauchbaren Hafen von Dar-es-Salaam ein und 24*

6. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 349

1913 - Leipzig : Hahn
349 „Nun danket alle Gott“. Mit dem Segensspruch schloß der kirch- liche Teil der Feier. Jetzt wandte sich der König nach rechts, der einen Schmal- seite des Saales zu, wo auf einer Erhöhung etwa sechzig Fahnen- träger mit ihren Fahnen und Standarten standen. Nach einer kurzen Ansprache forderte er den Kanzler auf, die von ihm erlassene Proklamation zu verlesen. Graf Bismarck trat mit der Urkunde in der Hand an die Stufen heran und las: An das deutsche Volk! Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen, nachdem die deutschen Fürsten und Freien Städte den einmütigen Bus an uns gerichtet haben, mit der Herstellung des Deutschen Reichs die seit mehr denn sechzig Jahren ruhende deutsche Kaiserwürde zu erneuern und zu übernehmen, und nachdem in der Verfassung des Deutschen Bundes die entsprechenden Be- stimmungen vorgesehen sind, bekunden hiermit, daß Wir es als eine Pflicht gegen das gemeinsame Vaterland betrachtet haben, diesem Rufe der verbündeten deutschen Fürsten und Freien Städte Folge zu leisten und die deutsche Kaiserwürde anzu- nehmen. Demgemäß werden Wir und Unsere Nachfolger an der Krone Preußen fortan den kaiserlichen Titel in allen Unseren Beziehungen und Angelegenheiten des Deutschen Reichs führen und hoffen zu Gott, daß es der Deutschen Nation ge- geben sein werde, unter dem Wahrzeichen ihrer alten Herrlich- keit das Vaterland einer segensreichen Zukunft entgegenzuführen. Wir übernehmen die kaiserliche Würde in dem Bewußtsein der Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des Reichs und seiner Glieder zu schützen, den Frieden zu wahren, die Unabhängigkeit Deutschlands, gestützt auf die geeinte Kraft seines Volkes, zu verteidigen. Wir nehmen sie an in der Hoffnung, daß dem deutschen Volke vergönnt sein wird, den Lohn seiner heißen und opfermütigen Kämpfe in dauerndem Frieden und innerhalb der Grenzen zu genießen, welche dem Vaterlande die seit Jahr- hunderten entbehrte Sicherung gegen erneute Angriffe Frank- reichs gewähren. Uns aber und Unsern Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allzeit Mehrer des Deutschen Reichs zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung. Gegeben Hauptquartier Versailles, den 18. Januar 1871. Wilhelm.

7. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 354

1913 - Leipzig : Hahn
354 Wenn Ich Gott um Kraft bitte, diese königlichen Pflichten zu erfüllen, die sein Wille Mir auferlegt, so bin Ich dabei von dem Vertrauen zum preußischen Volke getragen, welches der Rückblick auf unsere Geschichte Mir gewährt. In guten und in bösen Tagen hat Preußens Volk stets treu zu seinem Könige gestanden; auf diese Treue, deren Band sich Meinen Vätern gegenüber in jeder schweren Zeit und Gefahr als unzerreißbar bewährt hat, zähle auch Ich in dem Bewußtsein, daß Ich sie aus vollem Herzen erwidere als treuer Fürst eines treuen Volkes, beide gleich stark in der Hingebung für das gemeinsame Vater- land. Diesem Bewußtsein der Gegenseitigkeit der Liebe, welche Mich mit Meinem Volke verbindet, entnehme Ich die Zuversicht, daß Gott Mir Kraft und Weisheit verleihen werde, Meines königlichen Amtes zum Heile des Vaterlandes zu walten. Potsdam, den 18. Juni 1888. Wilhelm. 151. Eine Keichstagsverhandlung. Sitzung Montag, den 6. Februar 1880. Die Sitzung wird um * Uhr *5 Minuten durch den Präsidenten von wedell- piesdorf eröffnet. Präsident: Die Sitzung ist eröffnet. Das Protokoll der vorigen Sitzung liegt zur Einsicht auf dem Bureau offen. Ich habe Urlaub erteilt dem Herrn Abgeordneten Dr. Kruse für sechs Tage. Entschuldigt find die Mitglieder des Reichstags v. Schlieckmann, Krämer und Freiherr v. Mirbach. Als Beauftragte des Bundesrats find von dem Herrn Reichskanzler für den ersten Gegenstand der Tagesordnung angemeldet: Der Kaiser!. Geheime Mberregierungsrat Herr Schultz, der Kgl. Geheime Kriegsrat Herr Koch, der Kgl. Major Herr Sachse, der Kgl. Militärintendantur- rat Herr Köde und der Kgl. Hauptmann Herr Gaede. wir treten in die Tagesordnung ein. Erster Gegenstand derselben ist die erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltung des Reichsheeres (Nr. 92 der Drucksachen). Ich eröffne die Beratung. Der Herr Reichskanzler hat das Wort. Reichskanzler Fürst von Bismarck: wenn ich heute das Wort ergreife, so ist es nicht, um die Vorlage, die der Herr Präsident eben erwähnte, Ihrer Annahme zu empfehlen; ich bin nicht in Sorge darüber, daß sie angenommen werden wird. Die Herren werden in allen Fraktionen darüber ihren Sinn fest- gestellt haben, wie sie stimmen werden, und ich habe das volle vertrauen zum deutschen Reichstag, daß er diese Steigerung der Wehrkraft geben wird in voraussichtsvoller Beurteilung der Gesamtlage Europas. Ich werde deshalb, wenn ich das Wort ergreife, mehr über die letztere zu reden haben als über die Vorlage.

8. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 356

1913 - Leipzig : Hahn
356 Außerdem ist aber noch ein Vorteil der Annahme dieses Gesetzes: gerade die Stärke, die wir erstreben, stimmt uns selbst notwendig friedfertig. Mit dsr gewaltigen Maschine, zu der wir das deutsche Heerwesen ausbilden, unternimmt man keinen Angriff. Ich bin nicht für irgendwelchen Angriffskrieg, und wenn der Krieg nur durch unfern Angriff entstehen könnte — Feuer muß von jemand angelegt werden — wir werden es nicht anlegen. Also — wenn ich mich resümieren soll — ich glaube nicht an eine un- mittelbar bevorstehende Friedensstörung und bitte, daß Sie das vorliegende Gesetz unabhängig von diesem Gedanken und dieser Befürchtung behandeln, lediglich als eine volle Herstellung der Verwendbarkeit der gewaltigen Kraft, die Gott in die deutsche Nation gelegt hat für den Fall, daß wir sie brauchen; brauchen wir sie nicht, dann werden wir sie nicht rufen; wir suchen den Fall zu vermeiden, daß wir sie rufen. Dieses Bestreben wird uns noch immer einigermaßen erschwert durch drohende Zeitungsartikel vom Auslande. Man sollte das unterlassen, dann würde man es uns leichter machen, unsern beiden Nachbarn auch gefälliger entgegenzukommen. wir können durch Liebe und Wohlwollen leicht bestochen werden — vielleicht zu leicht —, aber durch Drohungen ganz gewiß nicht! (Bravo I) wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt (lebhaftes Bravo); und die Gottesfurcht ist es schon, die uns der, Frieden lieben und pflegen läßt. wer ihn aber trotzdem bricht, der wird sich überzeugen, daß die kampfes- freudige Vaterlandsliebe, welche *8*3 die gesamte Bevölkerung des damals schwachen, kleinen und ausgesogenen Preußen unter die Fahnen rief, heutzutage ein Gemeingut der ganzen deutschen Nation ist, und daß derjenige, welcher die deutsche Nation irgendwie angreift, sie einheitlich gewaffnet finden wird und jeden Wehrmann mit dem festen Glauben im Kerzen: Gott wird mit uns sein! (Lebhafter, andauernder Beifall.) Präsident: Das Wort hat der Herr Abgeordnete Freiherr von und zu Frankenstein. Abgeordneter Freiherr von und zu Franken st ein: Im eignen Namen und im Namen meiner politischen Freunde stelle ich den Antrag, das eben zur Beratung stehende Anleihegesetz an die Budgetkonnnisfion zur Vorberatung zu verweisen, um daselbst die nötigen und möglichen Aufschlüsse zu erhalten. Präsident: Das Wort hat der Herr Abgeordnete von Helldorf. Abg. von Helldorf: Meine Herren, ich würde es für unrecht halten, dem Gehörten ein anderes Wort hinzuzufügen als das des Ausdruckes der vollen Übereinstimmung mit den Vorschlägen, die der Herr Vorredner gemacht hat, und den Ausdruck des Vertrauens, daß die vorgeschlagenen Maßnahmen von unserer Staatsleitung rechtzeitig uns empfohlen werden. . . . (Bravo I) Präsident: Das Wort hat der Herr Abgeordnete Vr. von Bennigsen. Abg. I)r. von Bennigsen: Ls sind gewiß nicht lange Reden, welcke man in diesem Augenblicke von den Vertretern der deutschen Nation im Reiche tag erwartet. Das aber kann unser Volk verlangen, daß wir in einträchtigem Zusammenwirken mit den verbündeten Regierungen und in voller Unterstützung

9. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 358

1913 - Leipzig : Hahn
358 Präsident: Zur Geschäftsordnung hat das Wort der Berichterstatter. Berichter st atter Freiherr von Maltzahn-Gültz: Das von den beiden Herren Rednern aus dem Hause vorgeschlagene Verfahren würde in voller Übereinstimmung mit dem Verhalten der Kommission stehen, welche fast sämtliche Beschlüffe zu diesem Gesetze einstimmig gefaßt hat. (Bravo!) Präsident: Meine Herren, Sie haben den Antrag gehört, den der Herr Abgeordnete Freiherr von und zu Frankenstein gestellt und den der Herr Ab- geordnete Or. von Bennigsen unterstützt hat, dahingehend, den vorliegenden Gesetzentwurf nach Maßgabe der Kommissionsbeschlüsse in zweiter Beratung en bloc anzunehmen. Es kann diesem Antrag nur Folge gegeben werden, wenn von keiner Seite demselben widersprochen wird. Ich frage, ob Widerspruch erhoben wird. (Pause.) Das geschieht nicht. Ich stelle daher hiermit fest, daß der vorliegende Ge- setzentwurf nach den Kommissionsbeschlüssen die Annahme des Reichstags gefunden hat. (Lebhafter Beifall.) — Meine Herren, damit ist die Tagesordnung erledigt. Ich schlage Ihnen vor, die nächste Sitzung morgen \ Uhr abzuhalten mit folgender Tagesordnung: t. Mündliche Berichte der Kommission für die Geschäftsordnung über die Fortdauer der Mandate der Abgeordneten Saro, Br. von Heydebrand, Lasa und Weyrauch (Nr. 63, 98 der Drucksachen). 2. Zweite Beratung des von den Abgeordneten Graf von Behr, Br. von Bennigsen und von Helldorf eingebrachten Gesetzentwurfs, betreffend Änderung des Artikels 24 der Reichsverfassung (Nr. 29 der Drucksachen). z. Berichte der Wahlprüfungskommission über die Wahl der Abgeordneten von Dertzen (Parchim), Llauß, von Funcke, Panse, Richter und Henneberg. Gegen diese Tagesordnung wird Widerspruch nicht erhoben; sie ist an- genommen. Ich schließe die Sitzung. (Schluß der Sitzung 3 Uhr s5 Minuten.) Nach dem stenographischen Berichte. Uns aber und Unseren Nachfolgern an der Kaiser- krone wolle Gott verleihen, allzeit Mehrer des Deutschen Reichs zu fein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung. Wilhelm l. 152. Von Freiheit und Vaterland. Es sind elende und kalte Klügler aufgestanden in diesen Tagen, die sprechen in der Nichtigkeit ihrer Herzen: ,Vaterland und Freiheit, leere Namen ohne Sinn, schöne Klänge, womit man die Einfältigen betört! Wo es dem Menschen wohlgeht, da ist sein Vaterland; wo er am wenigsten geplagt wird, da blüht seine Freiheit.“ Diese sind wie die dummen Tiere nur auf den Bauch und seine Gelüste gerichtet und vernehmen nichts von dem Wehen des himmlischen Geistes.

10. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 400

1913 - Leipzig : Hahn
400 Ergiebigkeit des Beistandes, auf den sie Anspruch haben, zu hinterlassen, In Unsern darauf gerichteten Bestrebungen find Wir der Zustimmung aller verbündeten Regierungen gewiß und vertrauen auf die Unterstützung des Reichstags ohne Unterschied der Parteistellungen. In diesem Sinne wird zunächst der Entwurf eines Gesetzes über die Versicherung der Arbeiter gegen Betriebsunfälle mit Rücksicht auf die im Reichstage statt- gehabten Verhandlungen über denselben einer Umarbeitung unterzogen, um die erneute Beratung desselben vorzubereiten. Ergänzend wird ihm eine Vorlage zur Seite treten, welche sich eine gleichmäßige Organisation des gewerblichen Krankenkassenwesens zur Aufgabe stellt. Aber auch diejenigen, welche durch Alter oder Invalidität erwerbsunfähig werden, haben der Gesamtheit gegenüber einen begründeten Anspruch auf ein höheres Maß staatlicher Fürsorge, als ihnen bisher hat zuteil werden können. Für diese Fürsorge die rechten Mittel und Wege zu finden, ist eine schwierige, aber auch eine der höchsten Aufgaben jedes Gemein- wesens, welches auf der sittlichen Grundlage des christlichen Volkslebens steht . . ." Mit diesen herrlichen Worten gab Kaiser Wilhelm 1. das Ziel und me Richtlinien für unsere heutige Arbeiterversicherung an. Der Reichstag beschäftigte sich zunächst mit der Fertigstellung und Durchberatung des Krankenkassengesetzes, während die in Ver- bindung mit diesem eingebrachte Vorlage eines Unfallversicherungsge- setzes zurückgestellt wurde. In der Sitzung vom 31. Mai 1883 wurde das Krankenversicherungsgesetz mit 216 gegen 99 Stimmen angenommen. Es war also eine ansehnliche Mehrheit, die das Gesetz schließlich auf sich vereinigte. Vollzogen wurde das Gesetz am 15. Juni 1883. Mit dem 1. Dezember 1884 trat es in Kraft. Aber schon vorher hatte Kaiser Wilhelm I. in einer weiteren Botschaft vom 14. April 1883 dem Reichstage aufs neue die Dringlichkeit deß gesetzlichen Schutzes der Arbeiter gegen Betriebsunfälle ans Herz gelegt. Nur einige Sätze wollen wir aus dieser Botschaft hervorheben. Der Kaiser sagte: „Mit Sorge erfüllt es Uns, daß die wichtige Vorlage für die Unfallversicherung bisher nicht weiter gefördert worden ist. ... Unsere kaiserlichen Pflichten gebieten Uns aber, kein in Unserer Macht stehendes Mittel zu versäumen, um die Besierung der Lage der Arbeiter und den Frieden der Berufsklassen untereinander zu fördern, solange Gott Uns Frist gibt zu wirken. Darum wollen Wir dem Reichs- tage durch diese Unsere Botschaft von neuem und in vertrauensvoller An- rufung feines bewährten treuen Sinnes für Kaiser und Reich die baldige Erledigung der hierin bezeichneten wichtigen Vorlagen dringend ans Herz legen." Der neue Entwurf des Unfallversicherungsgesetzes wurde an eine Kommission verwiesen, welche ihn durchberiet und mit ge- ringen Änderungen an das Haus zurückbrachte. Mit einer überwältigen- den Mehrheit wurde das Gesetz angenommen und am 6. Juli 1884 vollzogen. Am 1. Oktober 1885 konnte es in Kraft treten. In rascher
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